Das eigene Wohnmobil über den großen Ozean verschiffen zu lassen klingt erstmal absurd - zu aufwendig, zu teuer. Doch wenn du für längere Zeit durch Nordamerika reisen möchtest kann sich dies schnell lohnen. Die Preise für ein Miet-Wohnmobil liegen bei hunderten von Dollar pro Tag. Günstige Unterkünfte kosten 50 bis 70 Dollar pro Tag - dazu kommen die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel, Touren und Restaurants, da man nicht selbst kochen kann. Wir stellten uns auch die Frage, ob es besser wäre ein Fahrzeug vor Ort zu kaufen, doch so einfach, wie wir es in Australien oder Neuseeland erlebten, ist es in Kanada und den USA leider nicht. Dazu kommt der unattraktive Automarkt - viele der Gebrauchtwagen, für die noch ordentlich Geld verlangt wird, wären hier schrottreif.
Informationen zur Verschiffung
Erledigungen vor Beantragung der Verschiffung
Ablauf der Verschiffung
Einfuhr- und Zollbestimmungen in Nord- und Südamerika
Touristen können ihr Fahrzeug für 12 Monate zollfrei und ohne Erfüllung der strengen US-Vorschriften nach Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko) einführen. Somit sind ein "Carnet de Passage" oder eine technische Umrüstungen nicht erforderlich. Vorab muss die Einfuhr jedoch angemeldet und nach der Reise abgemeldet werden. Verstöße oder Überzug bringen hohe Geldstrafen mit sich. Gleiches gilt für die Einfuhr nach Südamerika. Hier darf man das Fahrzeug jedoch in jedem Land jeweils für 12 Monate einführen. Auch hier ist ein "Carnet de Passage" derzeit nicht erforderlich.
Roll-On / Roll-Off
Roll-On / Roll- Off, also fahr rauf - und runter, gilt als kostengünstigste Verschiffungsmöglichkeit. Große Frachter können bis zu 6.000 Fahrzeuge transportieren, dabei sind die Decks zum Teil höhenverstellbar. Die Buchung sollte bestenfalls alle 3 bis 4 Monate im Voraus erfolgen, mit Glück sind auch mal kurzfristige Termine frei.
In der Regel fahren die Frachter einmal in der Woche von Hamburg oder Antwerpen nach Nordamerika.
Dauer
Die Fahrzeit beträgt, je nach Start- und Zielhafen um die 3 Wochen. Zusätzlich musst du mindestens zwei Werktage vor der Verschiffung das Fahrzeug abgeben und kannst es frühestens zwei Werktage nach Ankunft abholen.
Kostenbeispiel unserer Verschiffung
Länge x Breite x Höhe = m³
m³ x Frachtrate (51,00 €) = Frachtkosten
4,96m x 2,05m x 2,40m = 24,40m³
24,40m³ x 51,00€ = 1.244,56€
+ 27,5% BAF (Treibstoffzuschlag)
+ 75,00 € Einfuhranmeldung für die USA
+ 50,00 € ISPS Terminal Charge
+ 195,00 € Speditions- und Hafengebühren in Hamburg
+ 75,00 € Unterbodenreinigung
+ 300,00€ Transportversicherung (optional, aber empfehlenswert)
+ 75 US Dollar Escort Service zum Hafen in Baltimore
+ 250 US Dollar Speditions und Hafengebühr in Baltimore
Gesamtkosten: 2.589,75
Das Fahrzeug als Wohnmobil zu lassen
Wenn du nicht direkt ein Wohnmobil kaufst, sondern zum Beispiel wie wir einen Kastenwagen umbaust, dann wird dein Fahrzeug beim Kauf wahrscheinlich als PKW oder LKW zugelassen sein. Unser Citroen Jumper war als LKW zugelassen. Zuerst machten wir uns darüber keine Gedanken, doch bei genauerer Recherche stellten wir fest, die Versicherungen für LKWs sind teurer, man findet vielleicht gar keine passende Versicherung im Ausland und man kann mit einem LKW Probleme bei Grenzübergängen oder für LKWs gesperrte Straßen bekommen.
Also - lieber am Anfang ein bisschen Stress als auf der Reise.
Internationaler Führerschein beantragen
Der internationale Führerschein ist ein Zusatzdokument und soll der ausländischen Polizei die Überprüfung deiner Fahrerlaubnis erleichtern. Er ist nur in Verbindung mit dem EU-Führerschein gültig. Die Beantragung erfolgt bei dem zuständigen Straßenverkehrsamt und beläuft sich auf 16,30 Euro. Ist man noch nicht in dem Besitz eines EU-Führerscheins (Ausstellung vor 01.01.1999), muss man diesen gegen Aufzahlung einer Gebühr ausstellen lassen.
Nach Ausstellung ist er 3 Jahre gültig.
Den Internationalen Führerschein benötigst du nicht nur als Nachweis vor Ort, sondern bereits bei der Suche bzw. dem Abschluss einer KFZ-Versicherung. Je nach Landkreis können die Wartezeiten für einen Termin ziemlich lang sein.
Kontakt zu Vermittler aufnehmen
Eigentlich sind wir keine großen Fans von Vermittlern im Reisebereich. Selbst für die einfachsten Dinge, wie die simple Beantragung eines Online Visums, findet man immer wieder Firmen, die die Unsicherheit der Menschen ausnutzen und für die (unnötige) Vermittlung viel Geld verlangen.
Prinzipiell kann man eine Verschiffung selbst organisieren - wobei wir hierzu noch keinen Erfahrungsbericht finden konnten. Auch wir wendeten uns in diesem Falle an einen erfahrenen Vermittler. SeaBridge ist der wohlbekannteste deutschsprachige Ansprechpartner für Fahrzeugverschiffungen - besonders in Richtung Nord- und Südamerika. Nach unserer Anfrage erhielten wir einen möglichen Verschiffungstermin, einen Kostenvoranschlag sowie grundlegende Informationen über den Ablauf. Per E-Mail sagten wir unsere Buchung zu.
Beantragung und Unterlagen
Einen Tag später erhielten wir die Buchungsbestätigung sowie alle Unterlagen, die für die Prozedur benötigt werden. Tatsächlich waren dies weniger, als gedacht. Für den Zoll und die Umweltbehörde benötigt man ein sogenanntes ISF- Formular, EPA - Formular und DoFe - Formular. Diese waren auf Englisch, jedoch erhielten wir auch eine deutschsprachige Ausfüllhilfe. Des Weiteren mussten wir SeaBridge eine Kopie unseres Personalausweises, Reisepasses, Führerscheines sowie der Fahrzeugpapiere zukommen lassen. Du solltest darauf achten, dass du vor deiner Abgabe des Fahrzeugs eine Bestätigung der EPA Behörde per Mail erhältst. Diese erlaubt dir das Fahrzeug für 1 Jahr zollfrei nach Nordamerika einzuführen.
Nachdem wir die Anmeldeformalitäten erledigt hatten, gingen wir in den nächsten Tagen das ausführliche Infomaterial von SeaBridge durch. Hier waren die nächsten Schritte gut verständlich beschrieben.
Vorbereitung des Fahrzeugs für die Verschiffung
Spätestens ein paar Tage vor Abgabe solltest du sichergehen, dass du alle Vorkehrungen für eine sichere Verschiffung und Einfuhr getätigt hast. SeaBridge stellt eine ausführliche Liste zur Verfügung, für einen groben Überblick haben wir hier einmal aufgelistet, worauf man auf jeden Fall achten sollte.
- Nicht mehr als 1/4 der Tankfüllung
- Alles seefest verstauen/ verzurren
- Kein Gefahrengut; Gasflaschen müssen leer sein
- Das Fahrzeug muss blickleer sein
- Keine Wertgegenstände (Laptops, Fotokamera)
- Keine Lebensmittel, Medikamente, Drogen
- Falls du eine Alarmanlage hast: ein Informationszettel, wie man diese bedient, auf Englisch
- Sitze und Bett mit einer Folie abdecken
- Das Auto sollte vor der Abgabe gereinigt werden
Abgabe am Hafen
Das Fahrzeug muss 2 Werktage vor dem Verschiffungstermin am Hafen abgegeben werden. Da SeaBridge der Reederei bereits alle Unterlagen zugesendet hat, benötigt man an dem Abgabetag nur noch seine Fahrzeugpapiere, einen Personalausweis sowie eine Warnweste.
Wir reisten bereits am Vorabend nach Hamburg an und verbrachten eine Nacht in der Stadt, sodass wir am Morgen genug Zeit hatten das Auto durch die Waschanlage zu fahren und nochmal alles durchzugehen.
Da das Hafengelände nur von einer Person betreten werden darf, ließ Michael mich an der nahegelegenen S-Bahn Station (Veddel) raus. Als erstes fuhr er zu dem Terminal von Unikai - hier musste er das Fahrzeug parken und den Schildern zur Anmeldung folgen.
Nach dem Vorzeigen seiner Ausweisdokumente erhielt er eine gelbe Bescheinigung über die Abgabe, einen "Pieper", eine Schrankenkarte sowie eine Wegbeschreibung. Der Alarm des Piepers löste nach etwa 10 Minuten Wartezeit auf - nun durfte er die Schranke zum Hafengelände mit der Karte öffnen und folgte der Wegbeschreibung. Am Ende warteten bereits 2 Hafenmitarbeiter, die unser Auto in Empfang nahmen. Sie inspizierten es kurz und machten ein paar Fotos - vor allem von Kratzern und anderen Schäden, damit sie für diese nicht haftbar gemacht werden können. Dies dauerte ebenfalls rund 10 Minuten. Danach kam ein kleiner Shuttlebus, der Michael zum Ausgang des Hafengeländes brachte.
Das Prozedere dauerte insgesamt nicht länger als 30 Minuten und war wirklich unkompliziert.
Nach der Verschiffung
Nachdem das Containerschiff den Hafen verlassen hat, erhältst du von SeaBridge die Rechnung. Diese sollte am Besten vor dem Abflug beglichen werden. Nach Zahlungseingang erhältst du, sowie der Spediteur vor Ort die Frachtpapiere.
Das Schiff kannst du online über Marinetraffic.com verfolgen.
Abholung des Fahrzeugs (in Baltimore)
Das Fahrzeug kann 2 Werktage nach Ankunft zwischen 09.00 und 14.00 Uhr abgeholt werden. Schaffst du es nicht innerhalb von 5 Tagen, so musst du ab dem 6. eine Gebühr von 10 US Dollar pro Tag bezahlen.
Gegen 09.00 Uhr morgens machte Michael sich auf den Weg zum Spediteur (Pride). Die notwendigen Unterlagen (EPA Formular, Frachtpapiere) wurden ihm bereits von SeaBridge zugesendet, um alles vorbereiten zu können.
Da das Hafengelände von Baltimore nur mit einem Escort-Service betreten werden darf, mussten wir diesen zunächst aufsuchen. Wir entschieden uns für den Escort-Service von "A1 Escort Service Inc.", da man hier vorab keinen Termin benötigt.