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Ville de Québec


 

Québec oder auch Ville de Québec genannt, ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Osten Kanadas. Bis zum 16. Jahrhundert lag hier das Dorf Stadacona, welches von 500 - 800 Irokesen bewohnt wurde. Nach Besiedlungen durch Franzosen und Briten im heutigen Kanada, zog sich die indigene Bevölkerung immer mehr zurück. Die Franzosen gründeten hier, am taktisch und wirtschaftlich gut gelegenen Sankt - Lorenz- Strom,  eine Kolonie. Mit ihren kopfsteingepflasterten Gassen, sowie gut erhaltenen Gebäuden der Altstadt aus dem 17. Jahrhundert,  gilt Québec als europäischste Stadt Nordamerikas. Das Viertel Petit Champlain mit kleinen Bistros und Boutiquen oder der Platz um das majestätische Hotel Château Frontenac hüllen die Stadt bis heute in ein französisches Flair. Die Französische Sprache und Kultur ist bis heute allgegenwertig - die Einwohner Québecs sprechen ausschließlich französisch. Ob Verkehrsschilder, Werbetafeln oder im Supermarkt - nach Englischen Wörtern sucht man hier vergebens. 

 

Gesehenes und Erlebtes


Um die Stadt Québec zu erkunden, nahmen wir uns insgesamt einen ganzen Tag lang Zeit. Wir parkten unseren Van auf einem 24 Stunden Parkplatz direkt am Musée des plaines d'Abraham und konnten von dort die Alstadt sowie ihre umliegenden Straßenzüge gut zu Fuß ablaufen. 

 

La Citadelle

Die Zitadelle von Québec ist ein 1820 bis 1832 erbautes Fort, welches noch heute, in Teilen, von dem kanadischen Militär genutzt wird.  Mit der strategisch wichtigen Lage Québecs an der Flussenge des Sankt-Lorenz-Stroms, sollte das Fort die US-Amerikaner während des Britisch-Amerikanischen Krieges davon abhalten den Sankt-Lorenz-Strom zu überqueren und damit Kanada zu erreichen.  Zu dem Versuch kam es letztendlich nie. Ein Teil des Forts dient heute als Kaserne des Royal 22 Régiment. ein Infanterie- und Garderegiment der kanadischen Armee.  Des Weiteren ist es traditioneller Nebensitz des Generalgouverneurs von Kanada, welcher hier einige Wochen des Sommers verbringt. Ein Teil der Kaserne, sowie die Residenz des Generalgouverneurs sind als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich. Es darf jedoch nur mit einer Führung besucht werden. 

 

Auf dem Versammlungsplatz der Zitadelle finden eine Reihe militärischer Zeremonien statt, darunter der Wechsel der Wache. Täglich um 12.00 Uhr wird eine Kanone aus der Festung abgefeuert, deren Geräusch in ganz Quebec City zu hören ist.

 

Hôtel du Parlement

Das Hôtel du Parlement ist Sitz der Nationalversammlung und des Vizegouverneurs der Provinz Québec. Das Regierungsgebäude befindet sich auf dem Colline parlementaire - dem Parlamentshügel, im Herzen der Stadt.  Ab 1777 tagte die britische Kolonialregierung in der Kapelle des Bischofspalasts, welche 1831 im Rahmen von Ausbauarbeiten abgerissen wurde. 9 Jahre später verlor die Stadt Québec den Status als Hauptstadt von Niederkanada. In den nachfolgenden Jahren wechselte der Regierungssitz mehrfach - von Kingston, nach Montreal oder Toronto.  1857 entschied die britische Königin Victoria, dass Ottawa, an der Grenze des ehemals französischen Gebiets (heute Quebec) sowie des englischen Gebiets (heute Ontario) die Hauptstadt Kanadas werden sollte. Als Hauptstadt der Provinz Québec benötigte die Stadt nun wieder ein Regierungsgebäude, welches schließlich 1886 bezogen wurde.

 

Der frankokanadische Architekt Eugène-Étienne Taché entwarf das Gebäude auf einem quadratischen Grundriss im Stil der Neorenaissance. Er wollte auf die französische Vergangenheit Québecs eingehen. Die steinerne Fassade mit den Eckpavillons sowie das Mansarddach sollen Bezug zum Louvre sowie dem Pariser Rathaus nehmen. Der markante 52m hohe Turm erinnert an Glockentürme, die so vor allem im Nordosten Frankreichs zu finden sind. Über dem Eingang des Gebäudes findet man das Wappen Québecs mit dem französischsprachigen Motto "Je me souviens" - auf deutsch: "ich erinnere mich". 

 

Ramparts / Fortification

Die Stadtmauern von Quebec befinden sich am westlichen Ende der Oberstadt. Sie stammen ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert, erlebten jedoch im Laufe ihrer Geschichte eine Reihe von Veränderungen und Verbesserungen.  Die Stadtmauer erstreckt sich über insgesamt 4,6 Kilometer und bildet im Süden einen Teil der Zitadelle.

 

1608 entstand in Quebec eine Ansiedlung von Franzosen, die den strategisch guten Ort für Erkundungen des Landes sowie zum Pelzhandel nutzten. Die wenigen Bewohner der Stadt errichteten kein Befestigung, sodass die Engländer die Stadt 1629 eroberten. 3 Jahre später wurde sie Frankreich zurückgegeben, da die Eroberung nicht rechtens war. Erst 1693 erfolgte der Bau einer Befestigungsanlage, welche jedoch unvollständig blieb. Auch 1721 weigerte man sich die Stadtfestung auszubauen, da man die Befestigung von Montreal und Louisbourg für relevanter hielt. Erst als Louisbourg 1745 von den Briten vollständig zerstört wurde, ordnete man den sofortigen Ausbau der Stadtmauern Quebecs an . 1759 gelang es den Briten Quebec einzunehmen. Sie ließen die Stadtmauern während ihrer Herrschaft zunächst verfallen. Während und nach des Britisch-Amerikanischen Krieges, wurde die Anlange schließlich verstärkt und um die Zitadelle erweitert. Lord Dufferin, 1872 bis 1878 Generalgouverneur von Kanada, setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die vier Stadttore neu errichtet wurden.  Seit 1985 ist die Stadtmauer eine historische Stätte Kanadas und auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. 

 

La Basilique-Cathédrale Notre-Dame 

Notre-Dame de Québec ist der älteste Sitz eines Bistums nördlich von Mexiko sowie die älteste Pfarrkirche Nordamerikas. 1874 wurde sie als erste Kirche in den Rang einer Basilica minor erhoben, ein Ehrentitel, den der Papst verleiht, um „die Stärkung der Bindung der einzelnen Kirchen an den römischen Bischof und die Bedeutung dieser Kirche für das Umland hervorheben." Doch die Kathedralbasilika Notre Dame, wie wir sie heute vor uns stehen sehen, wurde erst 1923 bis 1930 erbaut.  Erstmals 1647 errichtet, wurde sie 1759 durch die Belagerung der Briten zerstört. Der wenige Jahre später errichte Neubau brannte 1922 ab. 

 

Château Frontenac 

Ein Hotel als Hauptsehenswürdigkeit einer Stadt? Man muss wohl erst einen Blick auf das Château Frontenac geworfen haben, um dies zu verstehen. Das Luxus Hotel wurde 1893 von der Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Railway errichtet. Die festungsähnliche Architektur mit Neogotik- und Neorenaissance-Elementen ist von Schlössern inspiriert, die vor allem im französischen Loire Tal zu finden sind. Im Innenausbau findet man Mahagoni-Vertäflungen oder Marmor. Das Hotel ist nach Louis de Buade, Graf von Frontenac und Palluau, benannt - dem bedeutendsten Gouverneur der französischen Kolonie Neufrankreichs.

 

Das Château Frontenac beherbergt insgesamt 610 Gästezimmer und Suiten. Einige Suiten wurden Staats- und Regierungschefs gewidmet, wie die Trudeau-Trudeau Suite, benannt nach zwei kanadischen Premierministern , Pierre Elliott Trudeau und Justin Trudeau . Die Churchill-Suite und die Roosevelt-Suite - benannt nach dem ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill und dem 32. amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt . Ebenso erhielten Charles de Gaulle, ein ehemaligen Präsident von Frankreich sowie Elizabeth II ,  Königin des Vereinten Königreiches.  Weitere Suiten wurden Alfred Hitchcock , einem Regisseur, der einen Großteil von "I Confess" im Hotel gedreht hat, oder Celine Dion, derer Suite im Art-déco- Stil gehalten und mit Familienfotografen dekoriert ist.

 

Wer frühzeitig und in der Nebensaison bucht, zahlt für das günstigste Zimmer 170 Euro pro Nacht. Ansonsten starten die Preise bei 400 Euro. Dafür erhält man dann beispielsweise ein 19m² großes Zimmer mit Blick auf den Innenhof. Laut Gästebewertungen sollen die Betten äußerst bequem sein. Die Preise der teuersten Suite starten bei 2.000 Euro pro Nacht. 

 

Dufferin-Terrace

Die Dufferin Terrace ist eine 430m lange, hölzerne Promenade, die am Fuße des Château Frontenac bis zur Zitadelle verläuft. 1648 befand sich hier einst die Terrasse des Château Saint-Louis, welches erst der Belagerung der Briten mit Artilleriebeschuss und  75 Jahre später einem Brand zum Opfer fiel. 1838 ließ der Generalgouverneur Lord Durham die Ruinen des Châteaus  beseitigen und ließ eine öffentlich zugängliche Aussichtsterrasse anlegen. Diese war etwa 50m lang und 15m breit. Lord Dufferin, der das Amt des Generalgouverneurs 1872 übernahm, setzte sich nach seinem Erfolg der restaurierten Stadttore, für weitere historische Bauten ein. Zur Verschönerung des Stadtbildes ließ er die Aussichtsterrasse verlängern und machte sie zu einer beliebten Touristenattraktion. Pavillons spenden Schatten, Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und man kann dabei die  Aussicht über den Sankt-Lorenz-Strom genießen. 20 Jahre später, im Jahr 1894 eröffnete das stadtbildprägende Luxushotel  Château Frontenac, welches die Aussicht der Terrasse nur noch beliebter machte. 

 

Palace Royale

Die Gebäude des Palace Royale sind die ältesten Zeitzeugen der französischen Besiedlung des heutigen Québecs.  Hier ließ Samuel de Champlain im Jahre 1608 einen befestigten Posten errichten, der vor allem dem Pelzhandel mit den Ureinwohnern dienen sollte. Der Handelsposten wuchs schnell über sich hinaus.  Nach einem großen Brand im Jahr 1682 erfolgte der Wiederaufbau des Stadtteils.  Den Namen Palace Royale erhielt der Platz erst im Jahre 1686, nach dem eine Statue von König Ludwig XIV aufgestellt wurde. 

 

Die Architektur der Häuser mit  französischen und britischen Einflüssen sowie die älteste Steinkirche Nordamerikas, die auf dem Platz zu finden ist, verleihen den Straßenzügen einen einzigartigen Charme. Heute findet man hier hauptsächlich Restaurants, Souvenir- und Kunsthandwerksläden.  

 

Quartier du Petit Champlain 

Das Quartier du Petit Champlain wurde nach  Samuel de Champlain benannt, der 1608 die erste französische Siedlung in Amerika gründete. Es wird gerne behauptet, dass dies das erste Handelsviertel Nordamerikas sei. Im 19. Jahrhundert waren die Gebäude jedoch stark baufällig, die Straßen unhygienisch und es bestand Steinschlaggefahr der Klippe des Cap Diamant.  Erst in den 1970er Jahren wurden das Viertel restauriert, um die Handels- und Handwerkstradition dort wiederzubeleben. Heute findet man hier zahlreiche Restaurants und kleinere Geschäfte entlang der belebten Fußgängerzone. Auch hier taucht man, mitten in Nordamerika, im alten, europäischen Flair ein. Nach einigen Wochen in den USA, mit all seinen modernen Großstädten, genossen wir die gemütlichen, kleinen Gassen und Straßenzüge Québecs.

 

Côte de la Montagne

Die Straße Côte de la Montagne überbrückt den Höhenunterschied von Vieux-Québec zum alten Hafen und dem Place Royal. Die kleinen Lädchen an der Straßenseite mit ihren alten Schildern und Fensterfronten verleihen der geschwungenen Fahrbahn einen europäischen Charme. Die Straße gehört nicht zu eigentlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und taucht auch nur selten als Postkartenmotiv in den Tourishops auf. Meistens ist sie nur der Weg vom Chateau Frontenac zum Place Royal, wenn man sich als Tourist nicht sogar die Seilbahn von 1879 nimmt um die 60m Hohenunterschied zu überwinden. Wir mochten diesen Weg in die Stadt, der uns Gedanklich an viele uns bekannte Altstädte erinnerte und wollte sie daher nicht unerwähnt lassen.

 

Baignade Bassin Louise

Bedenkenlos eine Runde im Hafenbecken schwimmen, dass kann man nur in den wenigsten Städten. Oftmals ist die Wasserqualität zu miserabel und schlägt noch Tage danach auf den Magen. Wir haben jedenfalls nur in Kopenhagen zuvor eine von der Stadt geförderte 50m Bahn in einem Hafen gesehen. Im Unterschied zu dem dänischen Pendant hat das Schwimmbecken in Quebec jedoch einen entscheidenden Vorteil. Es handelt sich um Süßwasser, welches hier durch den St. Charles River in den St. Lorenzstrom mündet. Seit Juli 2022 können nun freiwasserliebende Schwimmer hier ihre Bahnen drehen, anschließend eine kühle Dusche genießen und in der Bar auf dem Pier wieder zu Kräften kommen. Wir ließen es uns an einem Sonntag morgen nicht entgehen eine Runde zu schwimmen und danach frisch geduscht in den Tag zu starten. Ach ja, und der Eintritt: Gratis. 

 

Marina Saint-Roch

In unserer Zeit in Australien, als wir 3 Monate in einem kleinen Hyundai quer durchs Land fuhren, waren wir froh über jede kostenlose öffentliche Dusche am Strand oder in der Stadt. Quebec, und Kanada insgesamt, legen noch einen drauf und bieten in jeder größeren Stadt kostenfreie Schwimmbäder. Kostenfrei sind sie natürlich nicht für alle, denn sie werden durch Steuergelder finanziert. Wir sind Kanada dafür sehr dankbar, da das Leben im Van bei der Hygiene etwas zu kurz kommt. Wir nutzen zum ersten Mal in eines dieser kostenfreien Bäder, welche direkt neben dem St. Charles River lag. Kinder und Familien plantschten gemeinsam im Wasser, ein paar Omis zogen ihre Bahnen quer durchs Becken und die Jugendlichen sprangen vom Dreimeterturm um die Wette. Wir genossen das kühle Nass in der Mittagshitze und duschten im Anschluss das erste Mal seit einem kurzen Stopp am Strand von Portland.

 

Etwas außerhalb von Québec


Montmorency-Falls

Nur 13km  außerhalb der Stadt Québec befinden sich die Montmorency-Falls. Hier stürzt der Fluss Montmorence entlang der 83 Meter hohen Felswand in den Sankt - Lorenz - Strom. Damit ist der Wasserfall rund 30 Meter höher als die Niagarafälle bei Toronto. Was uns nicht ganz so gut gefiel - man muss Geld bezahlen, um den Wasserfall sehen zu können. Man rechtfertigt dies damit, dass drumherum ein Gehweg geschaffen wurde und sogar eine Brücke über den Wasserfall gespannt wurde, von der man einen sagenhaften Blick nach unten hat. Jedoch wurde einem dadurch auch die Möglichkeit genommen, ihn einfach so, ohne all dies zu sehen. Betonierte Wege, Restaurants, Seilbahn, Brücke und Zipline machen den Zauber des naturgegebenen Wunders kaputt. 

 

Basilika Sainte-Anne-de-Beaupré 

Eigentlich haben wir mit der Kirche nicht mehr viel am Hut. Doch die Basilika Sainte-Anne-de-Beaupré gilt mit einer halben Million Pilgerern als einer der  bedeutendsten Wallfahrtsorte Nordamerikas. Im Innenraum findet man zahlreiche Krücken- und Gehhilfen. Erkrankte ließen und lassen sie dort zurück, da sie nach einem Besuch in der Kirche „geheilt sind“. Als wir die Kirche eines Morgens besuchten, fragte uns der Ordner, ob wir wegen des Papstbesuches extra aus Deutschland angereist wären. Papstbesuch? Tatsächlich war uns gar nicht bewusst, dass der Papst genau in diesem Moment in Kanada gelandet war, um eine Pilgerreise der Buße zu vollziehen. Er möchte einen Teil der indigenen Bevölkerung erreichen und sich im Namen des Christentums für die „Vermissten Kinder“ entschuldigen. Indigene Kinder, die damals den Familie entrissen wurden, um ihnen ihren Glauben und Kultur auszutreiben. Welche Gräueltaten dabei eingesetzt wurden, kann sich jeder nur selbst ausmalen.

 

Auf eine Aufarbeitung und Entschuldigung warteten viele Geschädigte seit mehreren Jahrzehnten. Doch erst als Knochen verstorbener Kinder auf dem Gelände der Heime gefunden wurden, sah sich der Vatikan gezwungen, sich für das Geschehene zu entschuldigen. Ob es nur bei warmen Worten bleibt, bleibt abzuwarten. 

 

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