Amische im Lancaster County


 

William Penn, der Gründer des Staats Pennsylvania lud ab 1683 verschiedene religiöse Minderheitsgruppen Europas nach Pennsylvania ein.  Während sie in ihrer Heimat in Unterdrückung leben mussten und sich Tag ein Tag aus fürchteten, wurde ihnen hier die religiöse Freiheit versprochen.

 

Unter den Auswanderern befanden sich viele Süddeutsche und Schweizer, Mennonitischen oder Amischen Glaubens, die sich hier vor allem im Lancaster County niederließen. Mit den Jahrhunderten entstanden neue Untergruppen und Gemeinden, die sich mal mehr mal weniger der amerikanischen Gesellschaft und Moderne anglichen.

 

 

Etwa 1/3 der Amischen Nachkömmlinge leben jedoch nach der „alten Ordnung“.  Sie führen ein landwirtschaftlich geprägtes Leben und legen einen großen Wert auf Familie, Gemeinschaft und Geschlechterrollen. Sie lehnen morderne Techniken und Neruerungen ab, bis sie sorgfältig geprüft und unter Umständen eingeführt werden. Wie diese Gasbetriebene Waschmaschine.

 

 

Die selbst auferlegte Ordnung liegt zum einen darin begründet, dass die Amischen mit Bezug auf die Apostel Paulus und Johannes betonen, „in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt zu sein“, und damit immer wieder gefordert werden, zu erklären, was weltlich gesinnt sei und was nicht.

 

 

Eine traditionelle amische Gemeinschaft besteht aus rund 150 Mitgliedern. Sie leben autonom und verhandeln mit Mehrheitsbeschluss über ihre Ordnung. Die einzigen Ämter, und zwar die des Bischofs, der Prediger und des Diakon werden unter geeigneten Männern ausgelost. Jeden zweiten Sonntag findet ein drei bis vierstündiger Gottesdienst statt, der reihum in den Wohnhäusern der Gemeinde von der Gastfamilie gehalten wird.  

 

 

Ihr strenges, traditionelles Leben, abgeschottet vom Staat und dessen Institutionen, ließ ihre Kultur, ihren Glauben und ihre Sprache bis heute bestehen.

 

Die Sprache nennt man übrigens Pennsylvania Dutch und sie ist nichts anderes als altes Deutsch. Wir sprachen einen Mann und später eine Frau auf der Straße an, um zu schauen, ob wir sie noch verstehen. Wir verstanden sie tatsächlich relativ gut, doch sie unser modernes Hochdeutsch kaum.

 

 

Anders als man vielleicht vermutet, leben die Amischen nicht in geschlossenen Siedlungen und Dörfern, sondern in ganz normalen, amerikanischen Straßen. Fährt man also entlang der Straßen im Lancaster County, dauert es nicht lang bis einem, auf diesen, Kutschen entgegenkommen. Amische, nach alter Ordnung, verzichten nämlich auf Autos.

 

 

Neben geparkten Kutschen auf dem Hof, erkennt man ihre Häuser am Besten an großen weißen Gastanks im Garten. Da sie auf Strom verzichten, werden hiermit Öfen, Kühlschränke, Waschmaschinen und Lampen betrieben.

 

In einem amischen Haus nach alter Ordnung leben in der Regel 8 bis 10 Familienmitglieder. Es gibt drei Schlafzimmer - eines für die Eltern, eines für die Mädchen und eines für die Jungen.

 

 

Die Küche ist der größte Raum. Während die männlichen Familienmitglieder Feldarbeit verrichten, verarbeiten die weiblichen hier das Obst, Gemüse, Milch und Fleisch.

 

 Die Kleidung wird hier ebenfalls von den Frauen genäht und richtet sich stets nach der alten Vorschrift. Frauen und Mädchen tragen lange Kleider und eine Kopfbedeckung, Männer und Jungs Hosen, Hemden und einen Hut. Die Knöpfe sind in der Farbe des Stoffs gewählt, da auffälligere Knöpfe sie an die unterdrückenden Soldaten in der Heimat erinnern.

 

Ebenso wie ein Schnurrbart. Daher bleiben unverheiratete Männer glatt rasiert. Ab der Hochzeit lassen sie ihren Bart wachsen. Unverheiratete Frauen tragen einen weißen Unterrock.  Dies, sowie das Wort vor Gott, reicht aus - auf Ringe wird verzichtet.

 

 

 

Statt Familienfotos gibt es einen Stammbaum an der Wand - man darf kein Abbild von sich schaffen, um nicht eingebildet zu werden. Auch Spielpuppen haben kein Gesicht und keine Haare - man möchte kein Ideal erschaffen.  Alle in der Gemeinschaft sind gleich viel wert, keiner soll sich über einen anderen stellen.

 

 

Die Kinder besuchen eine amische Schule bis zur 8. Klasse und lernen lesen, schreiben, rechnen und Englisch. Danach helfen sie im Haus und auf dem Feld, um ihren Geschlechterrollen nach zu kommen.

 

 

 

 

 

 

Ab dem 16. Lebensjahr beginnt ein besonderer Lebensabschnitt für die Jugendlichen, auch Rumspringa genannt. In dieser Zeit dürfen sie ausgehen und Dinge tun, die ihnen sonst verboten wären. Manche gehen ins Kino, tragen moderne Kleidung und machen einen Führerschein. Andere probieren Alkohol oder Drogen und feiern exzessive Partys. Jungen schlagen in der Regel mehr über die Strenge als Mädchen.

 

Sie müssen sich entscheiden, ob sie die moderne Lebensweise annehmen wollen oder in die amische Gemeinschaft aufgenommen werden wollen. Ist ersteres der Fall, verlieren sie jeglichen Kontakt zu ihrer Familie.

 

Mit der freiwilligen Taufe werden sie  offiziell Teil der Gemeinde. Nun können sie auch amisch heiraten und eine Familie gründen.  Die Eltern des Jungen kaufen dem frisch verheirateten Paar ein Haus, die des Mädchens die Inneneinrichtung.

  

 

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